Konferenz des Schiller-Instituts am 13.-14. April 2013

„Das Notwendige tun, um die Freiheit zu gewinnen:
Die letzte Chance für die Menschheit”

Ein völlig neues Finanz- und Kreditsystem, planetarische Verteidigung der Erde, Energiesicherheit durch Kernkraft, die Zukunft der eurasischen Zusammenarbeit, Abschaffung des Monetarismus und des Euro-Systems sowie die Unabdingbarkeit einer Renaissance von Wissenschaft und klassischer Kultur: all das war Gegenstand intensiver - und polemischer - Diskussion während der zweitägigen Konferenz des Schiller-Instituts am 13./14.4. bei Frankfurt/M.

Videos aller Reden sind oder werden hier http://newparadigm.schillerinstitute.com/ verfügbar.

Lyndon LaRouche: „Haltet nicht an alten Vorstellungen fest, sichert den Fortschritt der Menschheit“ [weiter]

Frankfurter Resolution: „Entweder Glass-Steagall oder Chaos und Völkermord” [weiter]

Bild: Schiller-Institut/Julien Lemaître
Helga Zepp-LaRouche eröffnet die Konferenz des Schiller-Instituts

Delegierte aus 27 Ländern kamen zusammen, um sich über das „neue Paradigma“ auszutauschen, das die Menschheit braucht, um die mit voller Wucht auf sie einstürzenden existentiellen Krisen zu überwinden. Wie von Helga Zepp-LaRouche bei der Konferenzeröffnung beschrieben, muß dieses Paradigma auf der schöpferischen, geistigen Natur des Menschen als seiner wahren Identität beruhen. Die unbegrenzte Fähigkeit des Menschen zur Selbstentwicklung müsse insbesondere auch im Zentrum der Wirtschaftstätigkeit stehen. Nichts weniger als eine derartige, positive Vorstellung von der Zukunft ist erforderlich, betonte Zepp-LaRouche.

Der Titel der Konferenz bezieht sich auf Friedrich Schillers Idee des „schöpferischen Genies“, das zur Freiheit durch die Erfüllung der Notwendigkeit kommt, weil Pflicht und Neigung zusammenfallen. Lyndon LaRouche bestand in all seinen Beiträgen darauf, daß umgehend ein neues, weltweites Kreditsystem geschaffen werden muß, mit einer Glass-Steagall-Bankentrennung als erstem Schritt. Man müsse das „Britische Empire“ dauerhaft besiegen und die Herausforderung des Schutzes des Planeten und der ganzen Menschheit annehmen, was von sich aus schon eine enorme wirtschaftliche Erholung in Gang setzen werde (s.u. Auszüge aus seiner Rede).

Im Verlauf der Vorträge und Diskussionen wurde sehr deutlich, daß das gegenwärtige System des Neoliberalismus und der Globalisierung - das Lyndon LaRouche das „Britische Empire“ nennt - völlig gescheitert ist und nicht einmal mehr die physische Lebensgrundlage der Menschen sichern kann. Wie Jacques Cheminade betonte, ist das Geschehen in Europa heute kein Kapitalismus mehr, nicht einmal Finanzkapitalismus, sondern Finanz-Faschismus. Natalja Witrenko, Vorsitzende der Progressiven Sozialistischen Partei der Ukraine, schilderte eindrucksvoll die Zerstörung des Landes seit der ungezügelten Privatisierung Anfang der 90er Jahre. Prof. Theodore Katsanevas von der Universität von Piräus beschrieb die verheerende Entwicklung in Griechenland und forderte den Ausstieg des Landes aus dem Euro. Kurze Berichte der spanischen und australischen Delegationen zeigten ein ähnliches Bild, und der italienische Ökonom Nino Galloni befaßte sich mit Möglichkeiten der Finanzierung wirtschaftlichen Aufbaus insbesondere im Mittelmeerraum.

Die isländische Abgeordnete Alfheidur Ingadottir berichtete über die Fortschritte des Kampfs für das Glass-Steagall-Trennbankensystem in Island, und der Abgeordnete George Perdikes sowie Efi Xanthou, Sekretärin der Grünen Partei Zyperns für internationale Angelegenheiten, berichteten über die Lage in Zypern. Diese Beiträge unterstrichen auf unterschiedliche Art, daß in Europa eine „Bankendiktatur“ unbedingt verhindert werden muss und die Menschen vom Euro-System befreit werden müssen.

Aus den USA sprach Diane Sare, Mitglied des LaRouche Policy Commitee und Gouverneurskandidatin in New Jersey. Sie zeigte auch eine Videobotschaft des Abgeordneten Walter Jones, der im US-Kongreß zusammen mit Marcy Kaptur den Gesetzentwurf für die Rückkehr zu Glass-Steagall eingebracht hat. Bruce Fein, unter Präsident Ronald Reagan Unterstaatssekretär im US-Justizministerium, verurteilte die wachsende Tendenz zum Polizeistaat in den USA und befaßte sich grundlegend mit der Frage der „Grundlagen der Zivilisation“.

Die Vortragsrunde über „die Zukunft der eurasischen Zusammenarbeit“ eröffnete der frühere französische Präsidentschaftskandidat Jacques Cheminade, der seine „Vision für Europa in Eurasien“ vorstellte. Daisuke Kotegawa, Forschungsdirektor des Canon Institute und ehemals hochrangiger Beamter des japanischen Finanzministeriums, zeigte auf, daß die EU und die USA heute die Lehren aus der „Asienkrise“ vor 20 Jahren bewußt ignorieren. Dr. Cui Hongjian, Direktor für europäische Studien am Chinesischen Institut für Internationale Studien, befaßte sich mit dem Konfuzianismus und der neueren Entwicklung in China, u.a. der Probleme eines geldorientierten schnellen Wachstums in manchen Landesteilen.

Hussein Askary, der EIR-Korrespondent für den arabischen Raum, beschrieb die Aussichten für Frieden und Entwicklung im Nahen Osten. Er zeigte auch eine Videobotschaft des irakischen Botschafters bei der Ernährungs- und Landwirtschafts-Organisation der Vereinten Nationen (FAO), Hassan Janabi, der sich den Zielsetzungen des Schiller-Instituts für Wasser-Großprojekte anschloß. Alexander Nagorny, stellv. Chefredakteur der russischen Zeitschrift Sawtra betrachtete „Die chinesische Dimension des strategischen Dreiecks USA-China-Rußland“. Michail Deljagin, Direktor des Instituts für Probleme der Globalisierung in Moskau, sprach über die Bedeutung Rußlands in der globalen Krise. Der Historiker Andrej Fursow vom Institut für wissenschaftliche Information über die Sozialwissenschaften der Russischen Akademie der Wissenschaften behandelte die soziale Natur der Weltkrise und deren Herausforderungen für die Sozialwissenschaft. Alle drei sind Mitglieder des kürzlich gegründeten Isborsk-Klubs, der auf seine Weise nach Wegen für ein „neues Paradigma“ für die Zukunft sucht.

Kyrill Benediktow von der Redaktionsleitung der russischen Zeitschrift Terra America gab einen historischen Überblick über die Gefahr durch Asteroiden und Kometen und russische Vorschläge für die Verteidigung der Erde. Jason Ross vom Wissenschaftsteam des LaRouche-Aktionskomitees in den USA beschrieb die Aussichten für enormen realwirtschaftlichen Gewinn durch ein Programm zur Verteidigung des Planeten.

Zum Thema „Energiesicherheit für das 21. Jahrhundert“, vor allem zur notwendigen Entwicklung der „vierten“ Generation von Kernreaktoren, gab es drei Vorträge von Prof. Henri Safa von der französischen Kommission für Atomare und Alternative Energie (CEA), dem venezolanischen Atomphysiker Prof. Dr. Eduardo Greaves vom französischen Institut für Kernphysik und von Dr.-Ing. Urban Cleve aus Deutschland, einem Experten für Hochtemperaturreaktoren.

Der Schlußteil der Konferenz war dem Thema „Das zukünftige Paradigma: Eine Renaissance der klassischen Kultur und Wissenschaft“ und speziell der Arbeit des Schiller-Instituts dafür gewidmet. Die entscheidende Bedeutung der klassischen Kultur und ihres Menschenbildes für die Überwindung der Krise war ein immer wiederkehrendes Thema der Konferenz. Einen Höhepunkt bildete dabei ein Konzert mit Werken von Verdi und W.A. Mozarts Requiem am Samstagabend.  

Lyndon LaRouche: „Haltet nicht an alten Vorstellungen fest,
sichert den Fortschritt der Menschheit“

Lyndon LaRouche eröffnete seinen Vortrag bei der Konferenz des Schiller-Instituts am 13.4., indem er die extreme Gefahr hervorhob, in der sich die Menschheit heute befindet. Im Mittelpunkt dieses Problems stünden Europa und Nordamerika, alle anderen Regionen seien hierbei zweitrangig und böten keine Lösung.

Wir befinden uns in einer großen hyperinflationären Finanzkrise, sagte er, und schon jetzt werde in Europa, den USA und anderswo eine brutale Sparpolitik durchgesetzt. Die Produktion lebensnotwendiger Güter falle immer schneller. „Es ist ein Problem, das die Leute in so gut wie keinem Teil Europas verstehen. In den Vereinigten Staaten versteht man es ein bißchen... Dieses System steht vor seinem Zusammenbruch.“

Nun, dahinter stecke eine Absicht. Diese Absicht werde im Gefolge der Königin von England offen ausgesprochen. „Sie hält sich für die Kaiserin der Welt und in hohem Maße ist sie das auch - z.B. in Europa: West- und Mitteleuropa sind bloß Marionetten des Britischen Empire. Es gibt dort keine Nationalstaaten mehr. Es gibt dort keine Souveränität mehr. Es gibt ein System, das im Wesentlichen von London gesteuert wird.“

Dieses System müsse überwunden werden. Niemand in Europa habe gegenwärtig eine Chance, viel daran zu ändern, „weil alle so stark mit dem Euro-System verflochten sind. Das Euro-System ist ein System des Massenselbstmords der Unwilligen.“

Die Absicht des Britischen Empire sei eine massive Entvölkerung der Welt. „Man betreibt jetzt ausdrücklich ein Programm für Massenmord und Völkermord... Die gegenwärtige Politik des Präsidenten der Vereinigten Staaten läuft darauf hinaus“, wie man an den verschiedenen Kriegen, die er führe, und an seiner Gesundheitspolitik sehen könne. Die Politik sei es, „lieb zum Geld“ zu sein, selbst wenn das bedeute, daß man Menschen dadurch umbringe.

Aber es gebe eine Lösung, und diese Lösung sei es, die Banken durch eine Glass-Steagall-Politik aufzuspalten und ein wirkliches Kreditsystem zu schaffen, was faktisch dem „Grundgesetz der Vereinigten Staaten“ entspricht. Glass-Steagall sei „nur der Name, den man diesem Gesetz zu einer bestimmten Zeit in der Geschichte gegeben hat.“ Dadurch konnte Amerika, woraus sich später die Vereinigten Staaten entwickelten, eine so phänomenale Stellung erreichen.

Dieser Ansatz könne heute die Länder der transatlantischen Region und der übrigen Welt retten, indem man die physische Wirtschaft wieder aufbaut. Aber man verstehe nicht, „worum es in der Wirtschaft eigentlich geht. Ich meine wirkliche, physische Wirtschaft, die Wirtschaft des Menschen. Wir können hier etwas aus dem Tierreich lernen, denn das Tierreich hat eine Evolution. Die Evolution ist der natürliche Zustand lebender Prozesse. Soweit wir wissen, beruht der allgemeine Trend bei allen lebenden Prozessen auf Evolution: die Evolution hin zu Existenzformen mit höherem Energiedurchfluß.“

Und jeder Fortschritt im Zustand der Menschheit sei immer ein Resultat der Erkenntnis und Anwendung dieses Prinzips gewesen. Alles Leben beruhe auf einem evolutionären Prozeß, unter dem Gattungen von qualitativ niedrigeren Entwicklungsstufen zu höheren wechseln. Aber die Menschheit sei anders als alle anderen Lebewesen, „weil die Menschheit die Fähigkeit zu einer eigenen, willentlichen Evolution hat. Die Menschheit entwickelt sich bewußt weiter - nicht indem sie ihre Biologie verändert, sondern indem sie ihren Geist verändert... Nur Menschen haben diese noetischen Geisteskräfte.“

Deshalb sei das Ziel, „zu immer höheren Ebenen der Technik aufzusteigen, und das bedeutet: Weg mit der grünen Politik! Wenn ihr überleben wollt, hört auf mit der grünen Politik, denn die ist ein Todesurteil. Sie ist ein gemeinschaftlicher Selbstmord!“

Die Menschheit müsse stets weiter voranschreiten und zu höheren Energieflußdichten aufsteigen. Gegenwärtig sei die Menschheit z.B. hilflos gegen Asteroiden und Kometen im Sonnensystem, und man müsse Mittel entwickeln, die zukünftigen Generationen der Menschheit dagegen zu schützen. Das Prinzip einer erfolgreichen Wirtschaft, sei das Prinzip des Fortschritts, „das Prinzip des Übergangs zu höherer Energieflußdichte, zu höheren Niveaus der Produktivität. Nur dann kann man die Erde und die Menschen auf ihr vor dem schützen, was jetzt die Erde und ihre Menschen bedroht.“

Aber das sei nicht möglich, wenn jetzt nicht eine Glass-Steagall-Politik eingeführt werde. „Das, was die Menschheit bedroht, sollte wirklich alle mit Angst erfüllen, so daß wir etwas Gutes dagegen tun, indem wir die Technik und ihre Energieflußdichte verbessern. Wir müssen die grüne Politik umkehren“, weil ohne Fortschritt keine Lebensbedingungen erhalten werden können, unter denen der Mensch auf diesem Planeten weiter bestehen kann.

„Und der Markstein dafür ist in dieser Phase, etwas gegen die Gefahren durch diese Asteroiden zu tun. Das ist das, was ich früher die Strategische Verteidigungsinitiative genannt habe, als ich mich für diesen Plan einsetzte und wir viele Leute dafür gewinnen konnten, auch in Rußland bzw. in der Sowjetunion... Solche Erfindungen, solche Entdeckungen von Prinzipien, die davon abhängen, daß die Menschheit immer wieder über sich hinauswächst. Wer immer du bist, was immer du vertrittst, du mußt über dich hinauswachsen...

Und das Amerikanische System, das System, das wir heute als Glass-Steagall-System erneuern wollen, ist das einzige Wirtschaftssystem, das ein Überleben der Zivilisation sichern kann. Vergessen wir deshalb all das, womit jemand kurzen und billigen Erfolg hat. Es gibt nur eines, was die Menschheit retten wird: die Steigerung der Produktivkraft der Arbeit. Klammern Sie sich nicht an alte Vorstellungen, die Stillstand sind. Da draußen warten neue Gefahren und neue Chancen und neues Glück auf uns. Die Menschen müssen wissen, daß das existiert, und dann müssen sie sich dafür entscheiden, es anzunehmen.“  

Frankfurter Resolution:
Entweder Glass-Steagall oder Chaos und Völkermord

Die folgende Resolution wurde am 14.4.2013 von den Teilnehmern der zweitägigen Konferenz des Schiller-Instituts „Für ein Neues Paradigma der Zivilisation“ verabschiedet.

Wir, die hier versammelten Repräsentanten von Nationen aller Kontinente, erklären unsere volle Unterstützung für die sofortige Verabschiedung eines Glass-Steagall-Gesetzes im Repräsentantenhaus und Senat der Vereinigten Staaten, wie es die Gesetzesvorlage HR 129 (Return to Prudent Banking Act) von Marcy Kaptur und Walter Jones vorsieht.

Wir alle sind überzeugt, daß dies eine Überlebensfrage ist. Nur ein Glass-Steagall-Gesetz in den Vereinigten Staaten kann die völkermörderische Politik beenden, wie sie vom internationalen monetaristischen System ausgeht. Glass-Steagall ist eine unerläßliche Waffe, um die Fesseln des Britischen Empire abzuschütteln. Um es in einem Satz zusammenzufassen: Entweder Glass-Steagall, oder Chaos und Völkermord.

Wir sind entschlossen, für das Glass-Steagall-Prinzip zu kämpfen - sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in jedem der Länder, aus denen wir kommen. Glass-Steagall ist jedoch nur der erste Schritt. Wir müssen auch das gegenwärtige monetäre System mit einem System staatlicher Kreditschöpfung durch Nationalbanken in der Tradition Alexander Hamiltons ersetzen, um den Wiederaufbau der Weltwirtschaft zu finanzieren. Das beinhaltet auch die Souveränität über die eigene Währung.

Wenn die Menschheit eine Zukunft haben soll, dann müssen wir die gegenwärtige Politik der „Konfliktlösung durch Krieg“ beenden und uns auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit einigen - wie die Überwindung der Armut auf der Erde und die Verteidigung unseres Planeten gegen die sehr realen Gefahren aus dem Weltraum durch eine Politik der Strategischen Verteidigung der Erde (SDE). Die sofortige Einführung von Glass-Steagall ist jedoch der absolut unverzichtbare, notwendige erste Schritt, ohne den es keine Chance gibt, eines der übrigen Ziele zu erreichen.

Unsere gemeinsame Entwicklung ist der neue Name für Frieden und die einzige Alternative zu thermonuklearem Krieg.